Der Puls der Nation

Zu den wichtigsten Daten, die uns die Spender:innen über die Corona-Datenspende-App zur wissenschaftlichen Auswertung zur Verfügung stellen, gehört der Puls. Ein erhöhter Ruhepuls kann ein Hinweis auf Fieber sein, ein zentrales Symptom bei COVID-19. Mehr dazu könnt Ihr hier nachlesen.

Jedes verknüfte Gerät eine(s):r Spender(s):in liefert Daten zum Ruhepuls. Wir berechnen daraus den Tagesdurchschnitt. Zunächst müssen wir diesen Ruhepuls für einige Tage ermitteln, damit wir daraus einen Basiswert ableiten können. Wir wollen ja später erkennen können, ob es systematische Abweichungen vom normalen Ruhepuls gibt. Dazu müssen wir also erst einmal ermitteln, welcher Wert für eine:n Spender:in überhaupt “normal” ist. Natürlich hat nicht jeder Mensch den gleichen Basiswert.

Die Verteilung des Ruhepulses

Welche Basiswerte normal sind und wie breit diese Werte verteilt sind, ist in der folgenden Abbildung dargestellt. Diese Abbildung zeigt, dass die Werte grob zwischen 40 und 90 Schlägen pro Minute variieren.

Ruhepulsverteilung in ganz Deutschland: Für alle Spender:innen wurde der tagesgemittelte Ruhepuls berechnet. Der so gewonnene Basiswert für den Ruhepuls folgt einer glockenförmigen Verteilung, mit Werten zwischen etwa 40 und 90 Schlägen pro Minute.

Aus allen Daten kann man dann natürlich auch den deutschlandweiten Durchschnittsruhepuls berechnen:

Ruhepuls in Deutschland: ca. 60,94 Schläge pro Minute

Hierbei muss man natürlich berücksichtigen, dass die Gemeinschaft der Spender:innen nicht repräsentativ für alle Bürger:innen ist.

Sind die Basiswerte zeitlich stabil?

Eine wichtige Frage für die Auswertung ist, ob die aggregierten Basiswerte zeitlich stabil sind. Da sich Menschen wochentags anders verhalten als z.B. am Wochenende, könnte man erwarten, dass zeitliche Veränderungen der Basiswerte in den Daten zu sehen sind. Die folgende Abbildung zeigt den deutschlandgemittelten Ruhepuls als Funktion der Zeit.

Mittlerer Ruhepuls als Funktion der Zeit: Die rote Linie repräsentiert den deutschlandweit gemittelten Ruhepuls. Die graue Schattierung symbolisiert die populationsweite Variabilität des Ruhepulses, also die Breite der Verteilung in der ersten Abbildung.

Wir sehen, dass in dem angegebenen Zeitfenster der deutschlandweite Ruhepuls konstant bei 60,94 Schlägen pro Minute liegt. Auch die individuelle Variability bleibt recht konstant.

Die Ruhepulskarte

Mit einem gut gemessenen durchschnittlichen Ruhepuls aller Spender:innnen kann man die Frage stellen, ob dieser Wert geographischen Schwankungen unterliegt.

Die folgende Karte zeigt den durchschnittlichen Ruhepuls in allen deutschen Stadt- und Landkreisen – berechnet aus den über mehrere Wochen gemittelten Daten der Spender:innen in dem jeweiligen Stadt- bzw. Landkreis.

Die Ruhepulskarte: Für jeden Landkreis ist der mittlere Ruhepuls farbkodiert dargestellt. Der landkreisgemittelte Ruhepuls variiert zwischen 58 und 64 Schlägen pro Minute. Die Unterschiede zwischen den Landkreisen sind zwar gering, aber signifikant.

In dieser Karte wird sichtbar, dass der landkreisgemittelte Ruhepuls regional unterschiedlich ist. Die Unterschiede sind klein, aber systematisch und nicht zufällig. Zum Beispiel ist der mittlere Ruhepuls in urbanen Landkreisen systematisch niedriger als in ländlichen Gebieten. Wir sehen auch im Osten Deutschlands tendenziell höhere Werte in der Fläche.

Die Gründe hierfür können vielfältig sein, stehen aber nicht im Fokus des Projekts. Da wir aber für jeden Landkreis einen verlässlichen, mittleren Basiswert zur Berechnung der Fieberkarte benötigen, ist diese Karte für uns als Bezugskarte sehr wichtig.

Diese Ruhepulskarte gibt noch keinen Aufschluss auf mögliche Infektionsherde oder Fieber bei COVID-19 Erkrankungen.

Was kommt als nächstes?

Die Ruhepulskarte ist unsere Referenzkarte, also der Bezugspunkt. Alle Analysen, die auf Veränderungen des Ruhepulses beruhen, benötigen diese Karte als Basis. Sie ist also ein ganz wichtiger Zwischenschritt auf dem Weg zur Fieberkarte. Daran arbeiten wir jetzt und werden die nächsten Ergebnisse und Zwischenschritte in unserem nächsten Post erläutern.

Außerdem werden wir noch die mittlere tägliche Schrittzahl der Spender:innen untersuchen. Die meisten Fitnessarmbänder zählen die täglichen Schritte, also ein Maß für die tägliche Aktivität. Neben dem Puls ein ganz wichtiger Wert. Die Ergebnisse zu dieser Analyse werden wir natürlich auch hier posten.

Annika Rose
Annika Rose
PhD Student
Dirk Brockmann
Dirk Brockmann
Professor

Head of Research on Complex Systems Group