IFG-Anfrage: Wie sehr vertrauen Datenspender:innen der Bundesregierung in der Pandemiebekämpfung?

Liebe Datenspender:innen,

seit etwa einem halben Jahr könnt ihr nicht nur eure Vital- und Schlafdaten spenden, sondern auch in regelmäßigen Abständen verschiedene Fragebögen zum Erleben und Verhalten während der Coronapandemie in der Datenspende-App beantworten. So fragen wir beispielsweise jede Woche, wie sehr ihr der Bundesregierung vertraut, dass sie gut und richtig mit dem Coronavirus umgeht. Die Antworten werden auf einer fünfstufigen Skala von 1 (überhaupt nicht) bis 5 (ganz und gar) gemessen. Insgesamt 29.530 Spender:innen haben hier Ihre Antworten übermittelt. Da wir kürzlich eine Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz (IFG) hierzu erhalten haben, wollen wir heute einige Informationen zu diesem Thema mit euch teilen.

Mittleres Vertrauen schwankt mit den Fallzahlen

In der folgenden Abbildung ist der Mittelwert der täglichen Antworten dargestellt. Zunächst erkennt man, dass das durchschnittliche Vertrauen der Datenspender:innen über den betrachteten Zeitraum im mittleren Bereich, also meist zwischen überwiegend und teilweise liegt. Dennoch sind über die Zeit einige Veränderungen erkennbar: Es zeigt sich, dass das Vertrauen mit dem Anstieg der Neuinfektionen im November stetig zurückging. Als die Infektionszahlen im Dezember wieder sanken, stieg auch das Vertrauen wieder an. Obwohl die Neuinfektionen infolge der Omikronvariante im Januar erneut zulegten, sank das mittlere Vertrauen in die Bundesregierung zuletzt nur geringfügig. Mit dem erneuten Sinken der Fallzahlen im Februar nahm das Vertrauen wieder etwas zu. Der offizielle Regierungswechsel am 8. Dezember 2021 beeinflusste das Vertrauen der Datenspender:innen kaum.

Abbildung 1: Vertrauen in die Bundesregierung im Zeitverlauf. Dargestellt ist der Mittelwert des täglichen Vertrauens der Datenspender:innen in rot. Die schwarze Linie zeigt den über sieben Tage gemittelten Verlauf der Neuinfektionen und die grau gestrichelte Linie den offiziellen Regierungswechsel am 8. Dezember 2021.

Die Veränderungen lassen sich auch gut als Balkendiagramm darstellen. Vergleichen wir zum Beispiel die Antworten der jeweils letzten Woche im Oktober, November und Februar: Während in der letzten Oktoberwoche 60% der Befragten überwiegend oder ganz und gar der Bundesregierung vertrauten, sank dieser Wert in der letzten Novemberwoche auf 25%. In der letzten Februarwoche stieg dieser Wert wieder an: 44% der Datenspender:innen trauten der Bundesregierung nun wieder überwiegend oder ganz und gar zu, gut und richtig mit dem Coronavirus umzugehen.

**Abbildung 2: Vertrauen der  Datenspender:innen in die Bundesregierung im Oktober und November 2021 sowie Februar 2022.** Prozentwerte sind auf ganze Zahlen gerundet.
Abbildung 2: Vertrauen der Datenspender:innen in die Bundesregierung im Oktober und November 2021 sowie Februar 2022. Prozentwerte sind auf ganze Zahlen gerundet.

Einordnung und Zusammenfassung

Weitere Analysen der Ergebnisse haben gezeigt, dass das Vertrauen bei Datenspender:innen dann höher ausfiel, wenn diese männlich waren oder vergleichsweise älter. Allerdings waren die Unterschiede zwischen den Geschlechtern und Altersgruppen nur gering. Zudem zeigte sich, dass Teilnehmende mit Kindern unter 18 Jahren etwas weniger Vertrauen in die Bundesregierung hatten, als andere Datenspender:innen. Dies könnte auf die besondere Belastung von Familien in der Coronapandemie zurückzuführen sein.

Abschließend sei angemerkt, dass das Vertrauen von Datenspender:innen nicht repräsentativ für das Vertrauen der Gesamtbevölkerung steht. So zeigen Ergebnisse der COSMO-Studie, dass das Vertrauen der Allgemeinbevölkerung im Mittel sogar etwas niedriger liegt als in der Datenspende ermittelt. Dennoch sind die gespendeten Daten von hohem Wert. Aufgrund der Häufigkeit der Befragung können Veränderungen im Vertrauen kurzfristig erkannt und diese gegebenenfalls mit anderen Effekten, wie Veränderungen der Fallzahlen, bestimmten politischen Maßnahmen oder auch der persönlichen Belastung zusammengebracht werden.

Wie immer danken wir an dieser Stelle allen Datenspender:innen für die aktive Teilnahme an unserem Projekt. Ohne eure regelmäßige Unterstützung wären die oben gezeigten Analysen nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich. In unserem nächsten Blog-Post gehen wir dann wieder auf einen neuen Zusammenhang zwischen Vital- und Befragungsdaten ein und zeigen, wie sich dank eurer gespendeten Daten COVID-19 Fallzahlen mit Hilfe von maschinellem Lernen schätzen lassen.

Marc Wiedermann
Marc Wiedermann
PostDoc / Data Scientist

Researcher and Data Scientist with strong interests in time series and network analysis, predictive models and low-dimensional dynamical systems for the spread of human behavior.

Philipp Sprengholz
University of Bamberg
Dirk Brockmann
Dirk Brockmann
Professor

Head of Research on Complex Systems Group