Ein Jahr Datenspende Daten

Liebe Spender:innen!

Als dieses Projekt im April 2020 begann, haben wir nicht mit Hunderttausenden von Menschen gerechnet, die ihre Gesundheitsdaten für mehr als ein Jahr spenden werden. Eure Teilnahme und anhaltende Bereitschaft, dieses Projekt zu unterstützen, hat unsere Erwartungen übertroffen.

Momentan arbeitet der Großteil des Teams an einer neuen Version der Datenspende-App, um euch die Teilnahme an Studien zu konkreten Fragestellungen - zum Beispiel ob, und wann, ihr eine Covid-Erkrankung durchgemacht habt - zu ermöglichen.

Gleichzeitig möchten wir euch auch unsere Projektergebnisse näher vorstellen. Deshalb werden wir in diesem Bericht darauf eingehen, dass wir jetzt über ein Jahr der Datenerhebung haben. Dies ist ein bedeutender Meilenstein, denn er ermöglicht uns, neue Schlussfolgerungen aus den Daten zu ziehen und diese wollen wir mit euch teilen.

Heute werden wir darum die Daten aus Mai 2020 und Mai 2021 vergleichen, und sehen welche Erkenntnisse sich aus solchen Vergleichen ziehen lassen.

Ruhepuls

Betrachtet man die regionale durchschnittliche Herzfrequenz im Monat Mai, erkennen wir einen allgemeinen Trend einer höheren Herzfrequenz im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr. Der Anstieg ist bei allen Bundesländern ähnlich und der durchschnittliche Anstieg für Deutschland insgesamt lag bei knapp über einem Schlag pro Minute. Das ist interessant, da die Außentemperaturen 2021 niedriger waren und es häufiger regnete als im gleichen Zeitraum 2020. Wir machen also nicht die hohen Temperaturen, die die Herzfrequenz der Bevölkerung erhöhen können, als Ursache für den gestiegenen Puls verantwortlich, so wie wir es im letzen Sommer gesehen haben. Mit Blick auf die Pandemie-Situation befinden sich die Infektionszahlen sowohl im Mai 2020 als auch 2021 beide im Abwärtstrend, aber mit noch bestehenden Einschränkungen.

Ein interessanter Unterschied ist, dass laut Umfragen fast die Hälfte der Menschen an Gewicht zugenommen hat während der Lockdowns im vergangenen Jahr. Wir sind uns nicht sicher, ob dies der Hauptgrund für die erhöhte Herzfrequenz ist. Aber es ist allgemein bekannt, dass höheres Gewicht und eine geringere Fitness den Ruhepuls erhöhen kann.

Schrittzahl

Betrachten wir die Schrittzahl von Mai 2021 im Vergleich zu 2020, sehen wir keinen großen Unterschied. Es gibt einen leichten Rückgang um landesweit 60 Schritte. Ein offensichtlicher Grund für die reduzierte Aktivität ist das Wetter 2021 - niedrigere Temperaturen und mehr Regen zwingen die Menschen dazu, mehr Zeit drinnen zu verbringen als im Mai 2020. Der Effekt ist jedoch eher gering, sodass wir keine konkrete Interpretation bieten können.

Schlafdauer

Beim Vergleich der Schlafdaten zwischen Mai 2020 und Mai 2021 sehen wir einen Abfall in der durchschnittlichen Schlafdauer mit einem deutschlandweit um vier Minuten gesunkenen Durchschnitt. Einige Studien weisen darauf hin, dass über den Verlauf der Pandemie, vor allem zu Beginn, die Schlafdauer höher lag als in den vergangenen Jahren. Daher könnten wir hier bereits eine Rückkehr zur Normalität beobachten, indem sich die Schlafdauer den prä-pandemischen Zeiten wieder angleicht. Interessant ist auch, dass in denselben Studien festgestellt wurde, dass der Grad der Veränderung der Schlafdauer mit dem Grad der Verbesserung der Ruheherzfrequenz korreliert. Nun beobachten wir einen Anstieg der Herzfrequenz, wenn die Schlafdauer abnimmt.

Was kommt als nächstes?

Wie ihr seht, ist es oft schwierig konkrete Aussagen zu spezifischen Begebenheiten in den von euch gespendeten Daten zu machen. Dennoch sind wir froh, dass wir nun in der Lage sind uns jahresübergreifende Entwicklungen anzuschauen. Denn das hilft uns auch Abweichungen vom Normalzustand, wie Covid-Symptome, besser zu erkennen. Alles Dank Eurer Datenspende. Bitte bleibt gesund, lasst euch impfen, falls ihr könnt, und bleibt dran für das nächste Update!

Annika Rose
Annika Rose
PhD Student
Dirk Brockmann
Dirk Brockmann
Professor

Head of Research on Complex Systems Group